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Bart van der Leck

Bart van der Leck, geboren am 26. November 1876 in Utrecht, war ein niederländischer Maler und Designer, der als Mitbegründer der De-Stijl-Bewegung gilt. Gemeinsam mit Piet Mondrian und Theo van Doesburg entwickelte er eine radikale Form der Abstraktion, die sich durch geometrische Formen und eine strenge Begrenzung auf Primärfarben auszeichnete. Sein Werk beeinflusste die moderne Kunst und Architektur nachhaltig, obwohl er sich früh von der Gruppe distanzierte. Seine Arbeiten verbinden klare Komposition mit einer funktionalen Ästhetik, die besonders in der angewandten Kunst und im Design Beachtung fand. Neben seinen malerischen Werken entwarf er auch Glasmalereien, Keramiken und Möbelstücke, die seine charakteristische Formsprache widerspiegeln. Seine wichtigste Sammlerin war von 1916 bis 1918 Helene Kröller-Müller, die bedeutende Werke von ihm erwarb und in ihrer Sammlung präsentierte. 

Wichtige Werke und Ausstellungen

  1. Komposition Nr. 8 (Composition No. 8, 1917) – Gemeentemuseum Den Haag, Den Haag
  2. Der Trinker (The Drinker, 1919) – Museum of Modern Art, New York
  3. Fisch (Fish, 1914) – Kröller-Müller Museum, Otterlo
  4. Mädchen mit Kuh (Meisje met Koe, 1918) – Stedelijk Museum, Amsterdam
  5. Die Sturm (The Storm, 1922) – Albright-Knox Art Gallery, Buffalo
  6. Komposition 1918-20 (Composition 1918-20, 1920) – Museo Nacional Thyssen-Bornemisza, Madrid
  7. Junger Ziegenbock (Young Goat, 1946) – Privatbesitz
  8. Komposition mit Rot, Blau und Gelb (Composition with Red, Blue and Yellow, 1917) – Tate Modern, London
  9. Die Ernte (The Harvest, 1914) – Rijksmuseum, Amsterdam
  10. Frau mit Eimer (Woman with Bucket, 1912) – Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam

Künstlerische Entwicklung

Frühe Karriere und Ausbildung

Bart van der Leck begann seine künstlerische Laufbahn als Glasmaler und besuchte später die Rijksakademie van beeldende kunsten in Amsterdam. Seine frühen Werke zeigen den Einfluss impressionistischer Maler wie George Hendrik Breitner und Isaac Israëls. Während seiner Studienzeit experimentierte er mit Farbe und Komposition, bevor er sich einer strengeren, geometrischen Gestaltung zuwandte. Zu Beginn seiner Karriere arbeitete er auch mit Buchillustrationen und Druckgrafik, was seinen präzisen Umgang mit Formen und Farben prägte.

Wichtige Stationen und Werke

De Stijl und die Suche nach einer neuen Bildsprache

Im Jahr 1917 wurde Bart van der Leck Mitbegründer der Künstlergruppe De Stijl, die eine radikale Abkehr vom traditionellen Kunstverständnis forderte. In dieser Phase entwickelte er eine stark reduzierte Formsprache, die auf geometrische Flächen und Primärfarben setzte. Werke wie Komposition Nr. 8 (1917) gelten als Schlüsselwerke seiner abstrakten Phase. Trotz enger Zusammenarbeit mit Piet Mondrian und Theo van Doesburg blieb van der Leck dem Realismus verpflichtet – ein Spannungsfeld, das schließlich zu inneren Konflikten innerhalb der Bewegung führte.

Zwischen angewandter Kunst und Architektur

Nach seinem Austritt aus dem engeren Kreis von De Stijl wandte sich van der Leck verstärkt der angewandten Kunst zu. Ab 1920 arbeitete er unter anderem am Interieur des Jagdschlosses St. Hubertus, einem Bau von Hendrik Petrus Berlage. Dort übertrug er seine gestalterischen Prinzipien auf architektonische Elemente. Später entwickelte er für das Amsterdamer Kaufhaus Metz & Co. ein konstruktiv aufgebautes Alphabet – ein früher Beitrag zur modernen Typografie.

Gestaltungsprinzipien in Design und Grafik

Van der Leck blieb seiner klaren, konstruktiven Linie auch im Design treu. Seine Entwürfe für Fliesen, Glasmalerei, Druckgrafik und Möbel zeichnen sich durch eine konsequente Reduktion aus. Besonders seine Wandgestaltungen und die Zusammenarbeit mit Architekten wie Berlage führten dazu, dass seine Ideen Eingang in die Baukunst und Innenraumgestaltung fanden. Seine Arbeiten wurden vor allem in avantgardistischen Kreisen geschätzt.

Späte Rezeption und kunsthistorische Neubewertung

Trotz seines Beitrags zur Moderne blieb van der Leck außerhalb der Niederlande lange Zeit wenig beachtet – oft im Schatten von Mondrian. Erst ab den 1990er Jahren begann eine intensivere kunsthistorische Auseinandersetzung mit seinem Werk. Seine Experimente mit modularen Strukturen und reduzierten Farbflächen gelten heute als einflussreich für die Entwicklung des Grafikdesigns und der industriellen Gestaltung.

Stilmerkmale

  • Farbpalette: Reduktion auf Primärfarben (Rot, Blau, Gelb)
  • Formen: Nutzung von Rechtecken, Quadraten und klar abgegrenzten Linien
  • Komposition: Strenge Ordnung und geometrische Strukturierung
  • Abstraktion: Vereinfachung realer Motive zu Grundformen
  • Flächigkeit: Verzicht auf Perspektive und Schattenwirkung

Techniken und Materialien

Van der Leck verwendete hauptsächlich Ölfarben auf Leinwand und entwickelte eine Technik, die auf eine glatte, präzise Farbauftragung setzte. Seine Erfahrung als Glasmaler prägte seine späteren Arbeiten, insbesondere in der Gestaltung von Fenstern und keramischen Fliesen. Neben der Malerei beschäftigte er sich mit Typografie und Entwürfen für industrielle Produkte. Auch seine grafischen Arbeiten, insbesondere Plakate und Buchillustrationen, zeigen seine charakteristische Formsprache.

Van der Lecks Einfluss und Vermächtnis

Bart van der Leck prägte die moderne Kunst durch seine radikale Formensprache, die Kunst und Design eng miteinander verband. Besonders sein Ansatz, klare Farbstrukturen mit funktionaler Ästhetik zu verbinden, hatte Einfluss auf das Bauhaus und Designer wie Gerrit Rietveld. Sein Werk wird heute in renommierten Museen weltweit ausgestellt und zeigt die enge Verbindung zwischen Malerei, Architektur und Grafikdesign.

Bart van der Leck: Die wichtigsten Fakten

  • Geboren am 26. November 1876 in Utrecht
  • Mitbegründer der De-Stijl-Bewegung 1917
  • Bekannt für die Reduktion auf Primärfarben und geometrische Formen
  • Gestaltung des Interieurs des Jagdschlosses St. Hubertus
  • Zusammenarbeit mit Metz & Co., Entwicklung eines geometrischen Alphabets

Bart van der Leck suchte in der Reduktion das Wesentliche – nicht nur in Form und Farbe, sondern auch in der Idee von Kunst als funktionaler Bestandteil des Alltags. Seine konsequente Haltung, die sich zwischen Abstraktion und Anwendung bewegte, macht ihn zu einer stillen, aber wirksamen Kraft der Moderne. Während andere die Bühne dominierten, blieb er der klare Denker am Rand – präzise, kompromisslos, beständig. Er starb am 14. November 1958 in Blaricum, kurz vor seinem 82. Geburtstag.

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