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Paul Delvaux

Paul Delvaux, geboren am 23. September 1897 in Antheit, Belgien, war einer der bedeutendsten Vertreter des belgischen Surrealismus. Seine Werke zeichnen sich durch eine träumerische Atmosphäre aus, in der oft nackte Frauen, klassische Architektur und Züge als wiederkehrende Motive erscheinen. Der Einfluss von Giorgio de Chirico und René Magritte prägte seine Bildsprache, doch entwickelte Delvaux eine unverwechselbare Handschrift, die zwischen Wirklichkeit und Fantasie oszilliert. Fasziniert von der Welt der Eisenbahnen und inspiriert durch mythologische Themen, schuf er eine Bildwelt, die den Betrachter in eine entrückte Sphäre führt.

wichtige Werke und Ausstellungen

  1. Schlafende Venus (La Vénus endormie, 1944) – Musée national d’histoire et d’art, Luxemburg
  2. Die Nacht (La Nuit, 1939) – Königliche Museen der Schönen Künste, Brüssel
  3. Das rote Haus (La Maison rouge, 1941) – Privatbesitz
  4. Die Ankündigung (L’Annonciation, 1960) – Charleroi-Museum, Charleroi
  5. Die Eisenbahn von Abend (Le Train du Soir, 1957) – Privatbesitz
  6. Die Stadt der Sirenen (La Ville des Sirènes, 1942) – Privatbesitz
  7. Die Pygmäen (Les Pygmées, 1924) – Königliche Museen der Schönen Künste, Brüssel
  8. Die große Sirene (La Grande Sirène, 1947) – Privatbesitz
  9. Die Regenschirme (Les Parapluies, 1937) – Privatbesitz
  10. Die Frauen vor dem Spiegel (Femmes devant le Miroir, 1967) – Privatbesitz

Künstlerische Entwicklung

Frühe Karriere und Ausbildung

Delvaux begann seine Ausbildung an der Académie Royale des Beaux-Arts in Brüssel, nachdem er zuvor ein Jahr lang Architektur studiert hatte. Seine ersten Werke waren stark vom Expressionismus beeinflusst, doch fand er bald zur surrealistischen Bildsprache, die ihn weltberühmt machte. Wichtige Impulse erhielt er durch das Werk seines Lehrers Constant Montald, der seine Faszination für klassische Kompositionen förderte.

Wichtige Stationen und Werke

Nachdem Delvaux die Arbeiten von Giorgio de Chirico und René Magritte entdeckte, wandte er sich intensiver dem Surrealismus zu. Seine Teilnahme an der internationalen surrealistischen Ausstellung 1938 in Paris verhalf ihm zu breiter Anerkennung. Ein Jahr später präsentierte er seine Werke auf der „Exposición Internacional de Surrealismo“ in Mexiko-Stadt. Die 1959 erfolgte Teilnahme an der documenta 2 in Kassel war ein weiterer Meilenstein.

Nach dem Zweiten Weltkrieg zog er sich nach St. Idesbald zurück, einem Weiler an der belgischen Küste, wo er sich ein Atelier-Haus mit dem Namen „Noordduin“ errichtete. Dort widmete er sich vorrangig der Malerei und schuf einige seiner bedeutendsten Werke. Seit 1982 ist in St. Idesbald das Paul-Delvaux-Museum beheimatet, das seinem Schaffen gewidmet ist.

Besonders eindrucksvoll sind seine großflächigen Wandgemälde, die sich im Casino von Ostende, im Kongresspalast Brüssel und im zoologischen Institut von Lüttich befinden. Diese monumentalen Werke zeugen von seiner meisterhaften Beherrschung von Perspektive und Licht.

Stilmerkmale

  • Traumhafte Atmosphäre: Seine Werke strahlen eine entrückte, fast unwirkliche Stille aus.
  • Wiederkehrende Motive: Nackte Frauen, klassische Architektur und Züge dominieren seine Bildsprache.
  • Detailgenauigkeit: Präzise Linienführung und glatte Oberflächen verleihen seinen Bildern eine fast fotografische Qualität.
  • Symbolik: Immer wieder setzte er sich mit Motiven des Todes und der Vergänglichkeit auseinander, etwa durch die Darstellung von Skeletten in seinen Bildern.

Techniken und Materialien

Delvaux bevorzugte die klassische Technik der Ölmalerei auf Leinwand. Seine akribische Arbeitsweise und der feine Farbauftrag verleihen seinen Werken eine bestechende Klarheit. Durch den gezielten Einsatz von Licht und Schatten erschuf er eine fast bühnenhafte Wirkung, die seine Bildwelten so faszinierend macht.

Delvaux' Einfluss und Vermächtnis

Paul Delvauxs Kunst beeinflusste zahlreiche Künstler des 20. Jahrhunderts. Seine einzigartige Verschmelzung von Realität und Traumwelten fand in der Nachkriegsmoderne zahlreiche Nachahmer. Besonders der Magische Realismus und die Fotorealisten der 1970er-Jahre ließen sich von seiner Präzision inspirieren. Auch zeitgenössische surrealistische Maler wie Mark Ryden oder Dino Valls greifen Elemente seines Stils auf.

Zu seinen prägenden Einflüssen zählen Giorgio de Chirico, dessen metaphysische Stadtlandschaften ihn stark inspirierten, sowie René Magritte, dessen surrealer Realismus ihn faszinierte. Constant Montald, sein Lehrer, vermittelte ihm klassisches Kompositionswissen, während James Ensor mit seinen düsteren Masken- und Skelettdarstellungen ebenfalls seine Bildsprache beeinflusste. Auch Salvador Dalí, obwohl stilistisch anders ausgerichtet, teilte mit Delvaux eine Affinität zur surrealistischen Traumwelt.

Delvaux inspirierte wiederum zahlreiche Künstler. Paul Wunderlich griff Delvauxs Figurenstil auf, während Edward Hopper mit seinen melancholischen Stadtlandschaften ähnliche Stimmungen erzeugte. H.R. Giger, bekannt für seine düstere „Alien“-Ästhetik, adaptierte Delvauxs architektonische Anklänge. Francis Bacon, der für seine deformierten Figuren berühmt wurde, zeigte ebenfalls Parallelen zu Delvauxs surrealem Ansatz. In der modernen Kunst sind insbesondere Mark Ryden und Dino Valls als Vertreter des Pop-Surrealismus von Delvauxs Bildsprache beeinflusst.

Delvaux wurde während seiner Karriere mit zahlreichen Ehrungen gewürdigt. 1950 wurde er Professor an der École Nationale Supérieure d’Art et d’Architecture in Brüssel. 1956 wurde er korrespondierendes und 1958 ordentliches Mitglied der Académie Royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique. 1976 wurde er als auswärtiges Mitglied in die Académie des Beaux-Arts aufgenommen. Als besondere Ehrung wurde ein Asteroid nach ihm benannt: (10934) Pauldelvaux.

Paul Delvaux: Die wichtigsten Fakten

  • Geboren am 23. September 1897 in Antheit, Belgien.
  • Studierte zunächst Architektur, bevor er sich der Malerei zuwandte.
  • Beeinflusst von Giorgio de Chirico und René Magritte.
  • Wiederkehrende Motive: nackte Frauen, Züge, klassische Architektur.
  • Teilnahme an der surrealistischen Ausstellung 1938 in Paris.
  • Monumentale Wandgemälde in Ostende, Brüssel und Lüttich.
  • Begründer eines eigenständigen surrealistischen Stils.
  • Lehrer an der École Nationale Supérieure d’Art et d’Architecture.
  • 1982 wurde ihm in St. Idesbald ein eigenes Museum gewidmet.

Paul Delvauxs Werk verbindet auf einzigartige Weise Träume, Mythologie und Architektur zu einer symbolgeladenen Bildwelt. Seine akribische Detailtreue und sein Gespür für Komposition verleihen seinen Werken eine zeitlose Qualität. Er verstarb am 20. Juli 1994 in Veurne im Alter von 96 Jahren.

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