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Jean Siméon Chardin

Jean Siméon Chardin, geboren am 2. November 1699 in Paris, war einer der bedeutendsten Maler des 18. Jahrhunderts. Berühmt für seine Stillleben und Genremalerei, setzte er alltägliche Szenen und Objekte in seiner Kunst meisterhaft in Szene. Mit einer Liebe zum Detail und einer unübertroffenen realistischen Darstellung machte er die kleinen Momente des täglichen Lebens zum Zentrum seiner Werke. Besonders charakteristisch für seine Bilder ist eine intime, ruhige Atmosphäre, die sich durch präzise Kompositionen und eine sensible Farbauswahl auszeichnet. Obwohl mythologische und historische Themen in der Kunst seiner Zeit dominierten, gelang es Chardin, durch seine Konzentration auf häusliche Motive eine besondere Form der Schönheit zu etablieren. Er wurde zu einer zentralen Figur der französischen Kunstwelt.

Wichtige Werke und Ausstellungen

  • Selbstporträt mit Brille (Self-Portrait with Spectacles, 1771) – Louvre, Paris

  • Die Stickerin (The Embroiderer, 1736) – aktueller Ausstellungsort nicht bekannt

  • Das Mädchen beim Waschen (The Laundress / La Blanchisseuse, 1735) – Nationalmuseum, Stockholm

  • Der Junge mit dem Kreisel (Boy with a Top, 1735) – Louvre, Paris

  • Das Kartenhaus (The House of Cards, 1735) – National Gallery of Art, Washington, D.C.

  • Seifenblasen (Soap Bubbles, 1735) – Metropolitan Museum of Art, New York

  • Das Buffet (The Buffet, 1728) – Louvre, Paris

  • Der Rochen (The Ray, 1728) – Louvre, Paris

Künstlerische Entwicklung

Frühe Karriere und Ausbildung

Chardins Weg zum Erfolg war ungewöhnlich. Er unternahm keine großen Reisen, wie es bei Künstlern seiner Zeit üblich war. Stattdessen zog er Inspiration aus den niederländischen und flämischen Meistern des 17. Jahrhunderts, deren realistische Darstellungen von Alltagsgegenständen seine Arbeit prägten. Obwohl er bei Pierre-Jacques Cazes und Noël-Nicolas Coypel lernte, galt Chardin als weitgehend autodidaktisch. Seine frühe Karriere konzentrierte sich auf die Darstellung von Tieren und Früchten, was ihm 1728 die Aufnahme in die Académie Royale de Peinture et de Sculpture einbrachte. In dieser Zeit stellte er zwei seiner bekanntesten Werke, Der Rochen und Das Buffet, vor, die seine meisterhafte Stilllebenmalerei zeigten.

Chardin wuchs in einer bescheidenen Pariser Familie im Künstlerviertel Saint-Germain-des-Prés auf. Sein Vater, ein Tischler, führte ihn früh in handwerkliche Tätigkeiten ein, was seine spätere Detailgenauigkeit in der Darstellung von Alltagsobjekten beeinflusste. Bereits als Jugendlicher trat er in das Atelier von Pierre-Jacques Cazes ein und wechselte später zu Noël-Nicolas Coypel. Doch anstatt wie viele andere den Weg der Historienmalerei zu gehen, fand Chardin seine Berufung in der Darstellung des Alltäglichen, was ihm eine besondere Stellung in der französischen Kunstszene verschaffte. Sein Fokus auf Stillleben und häusliche Szenen machte ihn einzigartig in einer Epoche, die von großen, dramatischen Bildern dominiert wurde.

Wichtige Stationen und Werke

Die 1730er Jahre stellten einen Wendepunkt in Chardins Schaffen dar. Er wandte sich verstärkt der Genremalerei zu und schuf Werke, die das Leben der bürgerlichen Gesellschaft in Paris festhielten. Die Kartenspieler (1736–1737) und Frau, die einen Brief versiegelt (1733) gehören zu seinen bekanntesten Arbeiten dieser Zeit. Diese Gemälde sind nicht nur technisch brillant, sondern vermitteln auch eine tiefe menschliche Dimension, die dem Betrachter den Alltag auf eine neue, respektvolle Weise zeigt.

Trotz des Aufstiegs des Rokoko-Stils, der durch üppige Verzierungen und spielerische Szenen geprägt war, blieben Chardins Darstellungen schlicht und zurückhaltend. Doch gerade diese Zurückhaltung verlieh seinen Bildern eine subtile Eleganz. In den 1750er Jahren kehrte Chardin zur Stilllebenmalerei zurück. Werke wie Der Brotkorb und Korb mit Erdbeeren zeugen von seiner unerschütterlichen Meisterschaft. Er schuf Bilder von beeindruckender visueller Tiefe und erlangte in dieser Phase seines Lebens größere Anerkennung. Chardin war auch als Schatzmeister der Académie tätig, eine Rolle, die ihn eng mit der Kunstverwaltung verband.

Einflüsse und Inspirationen

Chardins Werk wurde stark von den niederländischen Malern des 17. Jahrhunderts inspiriert, darunter Jan Vermeer und Willem Kalf. Diese Künstler waren bekannt für ihre präzise Darstellung von Alltagsgegenständen und ihre meisterhafte Verwendung von Licht und Schatten. Chardin übernahm viele dieser Techniken, entwickelte jedoch einen ganz eigenen Stil, der die emotionale Tiefe des Alltags in den Vordergrund stellte. Seine Bilder sind nicht nur eine visuelle Darstellung, sondern auch eine tiefe Reflexion über das Leben und seine einfachen Freuden.

 

Stilmerkmale

  • Realismus: Chardins Werke zeichnen sich durch eine erstaunliche Detailgenauigkeit aus, die alltägliche Szenen lebendig erscheinen lässt.
  • Licht und Schatten: Er beherrschte das Spiel von Licht und Schatten meisterhaft und verlieh seinen Bildern eine beeindruckende Tiefe.
  • Farbwahl: Seine gedämpfte Farbpalette unterstreicht die ruhige, meditative Stimmung seiner Werke.
  • Komposition: Jedes Bild ist sorgfältig ausbalanciert, was eine klare und zeitlose Eleganz vermittelt.

Techniken und Materialien

Chardin war bekannt für seine langsame und akribische Arbeitsweise. Seine Haupttechnik war die Ölmalerei, mit der er seine Werke über viele Jahre hinweg perfektionierte. In seinen späteren Jahren, als seine Sehkraft nachließ, wechselte er zur Pastellmalerei, die ihm neue kreative Möglichkeiten eröffnete. Besonders in seinen Pastellporträts, darunter das Selbstporträt mit Brille (1771), zeigt sich seine außergewöhnliche Fähigkeit, weiche Texturen und präzise Details in Einklang zu bringen.

Chardins Einfluss und Vermächtnis

Chardins Einfluss auf die Kunstgeschichte ist unermesslich. Seine Darstellungen des einfachen Lebens inspirierten viele nachfolgende Künstler, insbesondere die Impressionisten. Édouard Manet und Paul Cézanne bewunderten Chardins Fähigkeit, die scheinbar banalen Aspekte des Lebens in eine höhere, künstlerische Form zu erheben. Auch heute noch beeindrucken seine Werke durch ihre emotionale Tiefe und ihre ruhige, zeitlose Schönheit. Er schuf Bilder, die den Betrachter zur Reflexion über den Wert des Alltäglichen einladen, und bleibt dadurch bis heute relevant.

Jean Siméon Chardin: Die wichtigsten Fakten

  • Jean Siméon Chardin wurde am 2. November 1699 in Paris geboren.
  • Er spezialisierte sich auf Stillleben und Genremalerei.
  • Sein Stil war geprägt von Realismus und einem besonderen Fokus auf Detailtreue und häusliche Szenen.
  • Chardin schuf über 200 Gemälde, darunter Werke wie Le Bénédicité und Die Kartenspieler.
  • Im Jahr 1728 wurde er als Mitglied in die Académie Royale aufgenommen.
  • Aufgrund nachlassender Sehkraft wechselte er in seinen späten Jahren zur Pastellmalerei.
  • Ab den 1750er Jahren konzentrierte er sich wieder verstärkt auf Stillleben.
  • Seine langsame und akribische Arbeitsweise führte dazu, dass er in seiner Karriere etwa 200 Werke schuf.

Jean Siméon Chardins Vermächtnis liegt nicht nur in der technischen Virtuosität seiner Werke, sondern auch in der tiefen Menschlichkeit, die sie ausstrahlen. Er wählte alltägliche, oft unscheinbare Motive und schuf daraus Werke von zeitloser Bedeutung, die den Betrachter zum Innehalten und Nachdenken anregen. Die Poesie des Einfachen, die Chardin meisterhaft einfing, verweigert sich dem schnellen Konsum und fordert eine intensive Auseinandersetzung mit den kleinen Dingen des Lebens. In einer Zeit, in der die Kunst oft das Übernatürliche und Dramatische glorifizierte, stellte er bewusst den menschlichen Alltag ins Zentrum.

Chardins Werke sind durchdrungen von einer stillen, beinahe meditativen Stimmung, die über das Sichtbare hinausgeht und emotionale Tiefe vermittelt. Er erinnerte uns daran, dass auch in der scheinbaren Banalität Schönheit und Bedeutung liegen. Seine Fähigkeit, das Einfache auf eine universelle Ebene zu heben, hat die Kunstgeschichte nachhaltig geprägt und inspiriert bis heute Künstler, die nach Authentizität und Tiefe streben. Jean Siméon Chardin starb am 6. Dezember 1779 in Paris. Er wurde 80 Jahre alt.

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