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Paul Gauguin

Der französische Maler Paul Gauguin prägte als Wegbereiter des Synthetismus und wichtiger Vertreter des Post-Impressionismus die Kunstwelt des späten 19. Jahrhunderts. Seine leuchtenden Farben und die Vereinfachung der Formen revolutionierten die Malerei seiner Zeit. In seinen Werken verschmolz er die exotischen Eindrücke seiner Reisen nach Tahiti und zur Insel Hiva Oa mit europäischen Maltechniken zu einem völlig neuartigen Stil. Seine tahitianischen Frauen und Landschaften zeigten eine idealisierte Vorstellung des paradiesischen Lebens in der Südsee, die bis heute Kunstliebhaber fasziniert. Der am 7. Juni 1848 in Paris geborene Künstler entwickelte sich vom erfolgreichen Börsenmakler zum revolutionären Maler, der die moderne Kunst maßgeblich beeinflusste.

10 wichtige Werke und Ausstellungen

  • Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir? (D’où venons-nous? Que sommes-nous? Où allons-nous?, 1897) – Museum of Fine Arts, Boston
  • Arearea (Le Amusement, 1892) – Musée d’Orsay, Paris
  • Die Vision nach der Predigt (Vision après le sermon, 1888) – National Gallery of Scotland, Edinburgh
  • Vahine no te tiare (Frau mit einer Blume, 1891) – Ny Carlsberg Glyptotek, Kopenhagen
  • Ta Matete (Der Markt, 1892) – Kunstmuseum Basel
  • Nafea faa ipoipo (Wann heiratest du?, 1892) – Privatsammlung
  • Der gelbe Christus (Le Christ jaune, 1889) – Albright-Knox Art Gallery, Buffalo
  • Ia Orana Maria (Gegrüßet seist du Maria, 1891) – Metropolitan Museum of Art, New York
  • Tahitianische Frauen am Strand (Femmes de Tahiti, 1891) – Musée d’Orsay, Paris
  • Selbstportrait mit gelbem Christus (Autoportrait au Christ jaune, 1890-1891) – Musée d’Orsay, Paris

Künstlerische Entwicklung

Frühe Karriere und Ausbildung

Der künstlerische Werdegang Paul Gauguins begann ungewöhnlich spät und auf verschlungenen Wegen. Als Sohn eines liberalen Journalisten und einer französisch-peruanischen Mutter verbrachte er seine frühen Jahre zwischen Paris und Peru. Seine erste berufliche Laufbahn führte ihn in die Finanzwelt, wo er als erfolgreicher Börsenmakler in Paris arbeitete. Die Malerei betrieb er zunächst nur als Hobby, wobei er sich autodidaktisch fortbildete und Kontakte zu impressionistischen Künstlern wie Camille Pissarro knüpfte. Dieser wurde sein erster wichtiger Mentor und führte ihn in die Techniken des Impressionismus ein.

Wichtige Stationen und Werke

Der radikale Wendepunkt in Gauguins Leben kam 1883, als er seinen Börsenberuf aufgab, um sich vollständig der Kunst zu widmen. Diese Entscheidung führte zu finanziellen Schwierigkeiten und familiären Spannungen. In der Bretagne, besonders in Pont-Aven und Le Pouldu, entwickelte er seinen charakteristischen Stil. Die Begegnung mit der bretonischen Landschaft und Kultur inspirierte ihn zu einer Vereinfachung der Formen und einer intensiveren Farbgebung.

1888 arbeitete er mit Vincent van Gogh in Arles zusammen, eine produktive aber turbulente Zeit, die mit dem berühmten Vorfall endete, bei dem sich van Gogh ein Ohr abschnitt. Diese intensive Periode beeinflusste beide Künstler nachhaltig in ihrer Entwicklung.

Die Südsee als künstlerische Offenbarung

Seine Reisen nach Tahiti ab 1891 markierten den Beginn seiner produktivsten und einflussreichsten Schaffensperiode. In Papeete und später auf den Marquesas-Inseln fand Gauguin die Motive und Inspirationen, die seinen Stil endgültig prägten. Die Begegnung mit der polynesischen Kultur, ihren Mythen und der üppigen Natur führte zu einer radikalen Veränderung seiner Bildsprache. Er entwickelte eine neue Perspektive auf die Wirklichkeit, die sich in leuchtenden Farben und vereinfachten Formen ausdrückte.

Stilmerkmale

  • Synthetistische Formensprache mit klaren Umrissen und großflächigen Farbfeldern
  • Intensive, unnatürliche Farbgebung, die emotionale Zustände ausdrückt
  • Vereinfachung der Formen bei gleichzeitiger Betonung dekorativer Elemente
  • Integration exotischer Motive mit europäischer Maltradition
  • Flächige Bildkomposition ohne traditionelle Perspektive
  • Symbolistische Bildsprache mit mythologischen Bezügen

Techniken und Materialien

Gauguins technische Innovation lag in der revolutionären Verwendung von Ölfarben auf Leinwand. Er entwickelte eine besondere Technik der Farbauftragung, bei der er die Farben unvermischt und in großen Flächen nebeneinander setzte. Diese Methode unterschied sich deutlich von der impressionistischen Maltechnik mit ihren kleinen Pinselstrichen und der optischen Farbmischung.

Charakteristisch für seine Arbeitsweise war die Verwendung von kräftigen, ungebrochenen Farben, die er oft direkt aus der Tube auftrug. Er experimentierte mit verschiedenen Malmitteln und entwickelte neue Techniken der Oberflächenbehandlung. Dabei kombinierte er traditionelle Ölmalerei mit innovativen Farbauftragungstechniken, die seinen Werken eine besondere Leuchtkraft und Intensität verliehen.

Gauguins Einfluss und Vermächtnis

Gauguins künstlerisches Erbe wirkt bis heute nach. Seine radikale Vereinfachung der Form und seine intensive Farbgebung beeinflussten direkt die Entwicklung der expressionistischen Bewegung, insbesondere die Künstlergruppe „Die Brücke“. Henri Matisse übernahm Gauguins Mut zur reinen Farbe und entwickelte daraus seinen eigenen fauvistischen Stil. Die „Nabis“-Gruppe um Pierre Bonnard und Édouard Vuillard wurde von seiner symbolistischen Bildsprache inspiriert und setzte seine dekorativen Prinzipien fort.

Paul Gauguin: Die wichtigsten Fakten

  • Pionier des Synthetismus und wegweisender Post-Impressionist
  • Entwickelte eine einzigartige Verbindung von europäischer und polynesischer Kunst
  • Revolutionierte die Verwendung von Farbe in der modernen Malerei
  • Schuf bedeutende Werke in der Bretagne und Französisch-Polynesien
  • Prägte maßgeblich die Entwicklung der modernen Kunst des 20. Jahrhunderts

Gauguins künstlerisches Schaffen markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte der modernen Kunst. Seine Abkehr vom naturalistischen Impressionismus zugunsten einer expressiven, symbolisch aufgeladenen Bildsprache ebnete den Weg für die abstrakte Kunst des 20. Jahrhunderts. Seine Suche nach dem Ursprünglichen und Authentischen in der Kunst führte zu einer radikalen Neuinterpretation malerischer Traditionen. Paul Gauguin starb am 8. Mai 1903 auf der Insel Hiva Oa im Alter von 54 Jahren.

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