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Maurice de Vlaminck

Maurice de Vlaminck, geboren am 4. April 1876 in Paris, war ein französischer Maler und Mitbegründer des Fauvismus. Bekannt für seine intensiven Farben und dynamischen Pinselstriche, prägte er die moderne Kunst des frühen 20. Jahrhunderts. Obwohl er keine formale künstlerische Ausbildung erhielt, entwickelte er einen einzigartigen Stil, der von Vincent van Gogh inspiriert wurde. Sein Werk war durch einen kraftvollen Farbauftrag und ungestüme Pinselstriche geprägt, die eine direkte, fast rohe Ausdruckskraft vermittelten. Sein unkonventioneller Werdegang und seine kompromisslose Haltung gegenüber der Kunst machten ihn zu einem prägenden Vertreter der modernen Malerei.

wichtige Werke und Ausstellungen

  1. Landschaft bei Chatou (Paysage à Chatou, 1906) – Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
  2. Landschaft mit roten Bäumen (Paysage aux arbres rouges, 1906) – Musée National d’Art Moderne, Paris
  3. Felder bei Rueil (Champs à Rueil, ca. 1906) – Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid
  4. Die Brücke von Chatou (Le Pont de Chatou, 1907) – Alte Nationalgalerie, Berlin
  5. Die Überschwemmung (L’Inondation, 1910) – Kunstmuseum Basel
  6. Häuser (Maisons, ca. 1920) – Österreichische Galerie Belvedere, Wien
  7. Meeresküste (Côte de mer, ca. 1932) – Kunstmuseum Basel
  8. Das Restaurant ‚La Machine‘ in Bougival (Le Restaurant ‚La Machine‘ à Bougival, unbekanntes Datum) – Musée d’Orsay, Paris
  9. Les Chaumières (unbekanntes Datum) – Musée National d’Art Moderne, Paris
  10. Die Strohhütten (Les Chaumières, unbekanntes Datum) – Privatbesitz

Künstlerische Entwicklung

Frühe Karriere und Ausbildung

Vlaminck wuchs in einer musikalischen Familie auf; sein Vater war Geiger, seine Mutter Pianistin. Diese künstlerische Umgebung prägte ihn von klein auf, doch er entschied sich zunächst für eine andere Laufbahn. Als junger Mann verdiente er seinen Lebensunterhalt als Radrennfahrer und Mechaniker, zwei Berufe, die seine Liebe zur Geschwindigkeit und Bewegung widerspiegelten. Eine Krankheit zwang ihn jedoch, den Sport aufzugeben, und er begann, sich intensiver mit der Malerei auseinanderzusetzen.

Im Jahr 1900 erlebte er eine schicksalhafte Begegnung mit André Derain. Ihr gemeinsamer Zug entgleiste auf der Strecke zwischen Chatou und Paris, was sie zwang, den Rest des Weges zu Fuß zurückzulegen. Während dieses Marsches entwickelte sich ein Gespräch über Kunst, das Vlaminck dazu inspirierte, seine Leidenschaft weiterzuverfolgen. Bald darauf teilten sich die beiden ein Atelier in Chatou und begannen gemeinsam, die Umgebung in leuchtenden Farben und expressiven Formen zu malen.

Wichtige Stationen und Werke

Die Jahre nach 1900 waren von intensiven künstlerischen Experimenten geprägt. Vlaminck besuchte 1901 eine Van-Gogh-Ausstellung in der Galerie Bernheim, die ihn tief beeindruckte. Er sagte später: „Van Gogh bedeutet mir mehr als Vater und Mutter!“ Diese Begeisterung führte ihn zu einem spontanen, ausdrucksstarken Malstil mit reinen, ungemischten Farben.

1905 nahm er am berühmten Salon d’Automne teil, wo er mit Matisse, Derain und anderen fauvistischen Malern ausstellte. Kritiker waren entsetzt über die wilden Farben und die rohe Energie seiner Werke, doch diese Reaktionen festigten seinen Ruf als einer der radikalsten Vertreter der neuen Bewegung.

Nach 1907 begann er sich vom Fauvismus abzuwenden und fand zunehmend Inspiration in den Werken von Paul Cézanne. Seine Farben wurden gedämpfter, seine Kompositionen strukturierter. Ein kurzer Ausflug in den Kubismus folgte, doch letztlich entwickelte er einen persönlichen, von Licht und Schatten geprägten Stil, der zwischen Expressionismus und Spätimpressionismus einzuordnen ist.

Stilmerkmale

  • Intensive Farbpalette: Kräftige, ungemischte Farben erzeugen eine explosive Wirkung.
  • Dynamischer Pinselstrich: Ungestüme, spontane Bewegungen verleihen seinen Werken Energie.
  • Vereinfachte Formen: Landschaften und Städte werden auf ihre Grundformen reduziert.
  • Spiel mit Licht und Schatten: Besonders in seinen späteren Arbeiten setzte er starke Hell-Dunkel-Kontraste ein.
  • Emotionale Ausdruckskraft: Die Stimmung des Gemäldes steht oft über der realistischen Darstellung.

Techniken und Materialien

Vlaminck bevorzugte die Arbeit mit Ölfarben auf Leinwand, die er in dicken Schichten auftrug. Er nutzte oft Spachteltechniken, um Texturen zu erzeugen, und vermied eine akademische Herangehensweise. Seine Malweise war impulsiv, oft wurden Farben direkt aus der Tube aufgetragen.

de Vlamincks Einfluss und Vermächtnis

Vlamincks Werk beeinflusste zahlreiche Künstler des Expressionismus, darunter Mitglieder der „Brücke“-Bewegung wie Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff. Auch die Maler des „Blauen Reiters“ wie Wassily Kandinsky und Franz Marc übernahmen seine kühnen Farben und emotionalen Ausdrucksformen.

Nach dem Ersten Weltkrieg zog er sich weitgehend aus dem öffentlichen Kunstbetrieb zurück und entwickelte eine zunehmend zivilisationskritische Haltung. Seine Schriften reflektierten eine tiefe Skepsis gegenüber dem modernen Leben. Während des Zweiten Weltkriegs geriet er in die Kritik, da er sich von der nationalsozialistischen Kunstpolitik beeinflussen ließ. Dies schadete seinem Nachruhm, obwohl seine künstlerische Bedeutung unbestritten bleibt.

1955 wurde er in die Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique aufgenommen. Im selben Jahr war er Teilnehmer der documenta 1 in Kassel. Posthum wurde sein Werk mehrfach in renommierten Museen gewürdigt, zuletzt 2024/25 im Museum Barberini in Potsdam.

Maurice de Vlaminck: Die wichtigsten Fakten

  • Geboren am 4. April 1876 in Paris
  • Zunächst Radrennfahrer und Mechaniker
  • Mitbegründer des Fauvismus
  • Von Van Gogh und Cézanne inspiriert
  • Wichtige Werke im Salon d’Automne 1905
  • Experimentierte mit Kubismus und Impressionismus
  • Wichtiger Einfluss auf den deutschen Expressionismus
  • Teilnahme an der documenta 1 (1955)

Maurice de Vlaminck war ein Maler, der Konventionen bewusst ignorierte und durch seine kompromisslose Haltung zur Kunst eine ganze Generation beeinflusste. Seine Entwicklung vom autodidaktischen Fauves-Rebell bis zum nachdenklichen Spätimpressionisten spiegelt nicht nur den Wandel der Moderne, sondern auch eine tiefe Auseinandersetzung mit Ausdruck, Form und Farbe. Was bleibt, ist ein Werk, das roh, direkt und ungefiltert wirkt – und gerade dadurch berührt. Vlaminck hat der Kunst keinen gefälligen, sondern einen ehrlichen Spiegel vorgehalten. Maurice de Vlaminck starb am 11. Oktober 1958 in Rueil-la-Gadelière.

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