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Charles Camoin

Charles Camoin war ein französischer Maler des 20. Jahrhunderts, der als Teil der Fauves bekannt wurde, sich jedoch stilistisch zwischen Fauvismus und Impressionismus bewegte. Er wurde am 23. September 1879 in Marseille geboren und zeigte schon früh eine ausgeprägte künstlerische Begabung. Bereits im Alter von 16 Jahren wurde er mit einem Preis für seine Zeichenkunst ausgezeichnet, was ihm den Besuch der École des Beaux-Arts in seiner Heimatstadt ermöglichte. Dort erlernte er die Grundlagen der akademischen Malerei, bevor er 1898 nach Paris zog, um an der École des Beaux-Arts unter Gustave Moreau zu studieren. In dieser Zeit knüpfte er Kontakte zu Henri Matisse, Albert Marquet und Henri Manguin, die ihn nachhaltig prägten. Auch wenn er der fauvistischen Bewegung zugeordnet wird, war sein Umgang mit Farben oft sanfter und weniger radikal als bei anderen Mitgliedern der Gruppe. Seine Werke spiegeln eine Balance zwischen der expressiven Farbgebung des Fauvismus und der atmosphärischen Leichtigkeit des Impressionismus wider.

wichtige Werke und Ausstellungen

  1. Porträt von Henri Matisse (1904) – Centre Pompidou, Paris
  2. La Petite Lina (1907) – Musée Cantini, Marseille
  3. Hafen von Cassis mit zwei Tartanes (ca. 1905) – Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid
  4. Le Port de Cannes – Privatbesitz
  5. Allée au Parc de Saint Cloud – Privatbesitz
  6. Le Pont Royal par temps gris – Privatbesitz
  7. Le chat devant la fenêtre ouverte (Aix-en-Provence) – Privatbesitz
  8. Fenêtre ouverte sur le port de Saint-Tropez – Privatbesitz
  9. Nature morte devant la fenêtre de l’atelier, ouverte sur le port de Saint-Tropez – Privatbesitz
  10. Fauve Landscape (ca. 1905) – Privatbesitz

Künstlerische Entwicklung

Frühe Karriere und Ausbildung

Camoin zeigte bereits in jungen Jahren ein großes Interesse an Kunst und begann früh mit dem Zeichnen. Sein Vater, der im Dekorationshandel tätig war, förderte seine Begabung, wodurch er sich an der École des Beaux-Arts in Marseille einschrieb. Nach seinem Wechsel an die École des Beaux-Arts in Paris wurde er in das Atelier von Gustave Moreau aufgenommen, dessen Unterricht ihm nicht nur technische Grundlagen vermittelte, sondern ihm auch den Zugang zu einem künstlerischen Netzwerk ermöglichte. Moreau starb jedoch bereits 1898, sodass sich Camoin mit seinen Kommilitonen Matisse, Marquet und Manguin eigenständig weiterentwickelte.

Besonders prägend war seine Zeit in Aix-en-Provence, wo er Paul Cézanne persönlich traf. Die Korrespondenz zwischen den beiden Künstlern hielt viele Jahre an und beeinflusste Camoins Malweise erheblich. Während seines Militärdienstes in Arles (1900) setzte er sich intensiv mit den Motiven Van Goghs auseinander und nahm stilistische Elemente in sein Werk auf. 1904 reiste er nach Giverny, wo er Monet kennenlernte, dessen Umgang mit Licht ihn faszinierte.

Wichtige Stationen und Werke

Camoin stellte früh in Pariser Salons aus. Ab 1903 war er regelmäßig im Salon des Indépendants vertreten, ein Jahr später folgte seine erste Einzelausstellung in der Galerie Berthe Weill. Im Jahr 1905 nahm er am legendären „Cage aux Fauves“ des Salon d’Automne teil, was seine Zugehörigkeit zur Fauves-Gruppe festigte. Trotz dieser Verbindung blieb seine Farbgebung meist gemäßigter als die seiner Fauvistenkollegen. 1913 geriet er in eine künstlerische Krise und vernichtete über 80 seiner eigenen Werke, da er mit ihrer Qualität unzufrieden war. Eine Reise nach Marokko mit Matisse brachte ihm neuen künstlerischen Schwung.

Nach dem Ersten Weltkrieg reiste Camoin nach Cagnes-sur-Mer, wo er Auguste Renoir besuchte. Diese Begegnung beeinflusste seinen Stil und brachte ihn dazu, weichere Formen und subtilere Farben in seine Malerei einfließen zu lassen. In den 1920er Jahren ließ er sich in Saint-Tropez nieder, wo er mehr als 100 Ansichten des Hafens malte. Sein Atelier auf Montmartre hingegen nutzte er für Stillleben, Akte und Porträts.

Stilmerkmale

  • Farbgebung: Lebhafte, aber harmonische Farbpaletten, die sich zwischen Fauvismus und Impressionismus bewegen
  • Pinselstrich: Dynamisch und expressiv, aber dennoch sanfter als der der meisten Fauves
  • Komposition: Klare Linienführung und oft ausgeglichene Bildaufteilung
  • Themen: Landschaften, Häfen, Stillleben und Porträts, oft mit einer mediterranen Lichtstimmung

Techniken und Materialien

Camoin bevorzugte die Arbeit mit Ölfarben auf Leinwand und malte häufig „en plein air“, um die Farben und Lichteffekte direkt aus der Natur einzufangen. Seine Malweise zeichnete sich durch kräftige, spontane Pinselstriche aus, die sowohl Strukturen als auch Atmosphäre betonten.

Camoins Einfluss und Vermächtnis

Sein Stil blieb eine Mischung aus Fauvismus und Impressionismus und beeinflusste nachfolgende Generationen, insbesondere Künstler der klassischen Moderne. Seine Werke inspirierten Künstler wie Maurice de Vlaminck und Raoul Dufy, die ebenfalls den Fauvismus weiterentwickelten. Durch seine enge Verbindung zu Matisse, Marquet und Cézanne trug er zur Evolution dieser Stilrichtungen bei. Heute ist sein Werk weltweit in bedeutenden Museen und privaten Sammlungen vertreten.

Charles Camoin: Die wichtigsten Fakten

  • Geboren am 23. September 1879 in Marseille
  • Studierte unter Gustave Moreau an der École des Beaux-Arts in Paris
  • Enger Freund von Henri Matisse und Albert Marquet
  • Beeinflusst von Paul Cézanne, Auguste Renoir und Claude Monet
  • Stellte 1905 im berühmten „Cage aux Fauves“ des Salon d’Automne aus
  • Zerstörte 1913 über 80 eigene Werke während einer künstlerischen Krise
  • Verbrachte die meiste Zeit seines Lebens zwischen Paris und Saint-Tropez

Charles Camoin fand seinen eigenen Weg zwischen den expressiven Impulsen des Fauvismus und der atmosphärischen Zurückhaltung des Impressionismus. Seine Malerei lebt vom Spiel mit Licht, Farbe und Komposition – stets ausgewogen, doch nie gefällig. Die Nähe zu Künstlern wie Matisse und Cézanne prägte seine Sichtweise, ohne ihn zu einem bloßen Mitläufer zu machen. Vielmehr entwickelte er einen Stil, der mediterrane Leichtigkeit mit innerer Ruhe verbindet. Seine Gemälde bewahren den Moment, ohne ihn zu überhöhen. In ihrer stillen Kraft liegt das bleibende Erbe eines Künstlers, der nie laut war, aber viel zu sagen hatte. Charles Camoin starb am 20. Mai 1965 in Paris.

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