Künstler des Expressionismus
Der Expressionismus war eine künstlerische Bewegung des frühen 20. Jahrhunderts, die sich durch eine expressive, emotionale Malweise und eine bewusste Abkehr von der realistischen Abbildung der Welt auszeichnete. Statt äußere Realität wollten expressionistische Künstler das Innere sichtbar machen: Gefühle, Ängste, Visionen. In der Malerei zeigt sich das in kraftvollen Farben, verzerrten Formen und betont subjektivem Ausdruck.
Zentrale Künstlergruppen wie Die Brücke in Dresden oder Der Blaue Reiter in München prägten die Epoche. Diese Künstlervereinigungen verstanden sich als Gegenentwurf zu tradierten Kunstakademien und suchten neue Ausdrucksformen jenseits des Impressionismus oder Jugendstils. Auch Holzschnitt und Druckgrafik gewannen als unmittelbare Ausdrucksmedien neue Bedeutung. Großstadtmotive, soziale Spannungen und die Erfahrung der Moderne flossen ebenso in die Kunstwerke ein wie spirituelle und naturhafte Themen. Der Expressionismus war nicht nur ein Malstil, sondern eine stilübergreifende Kunstrichtung mit literarischen, theatralischen und politischen Bezügen, deren Wirkung bis heute anhält.
Wichtige Künstler des Expressionismus im Überblick
- Lyonel Feininger entwickelte einen kantigen Stil zwischen Kubismus und Expressionismus. Seine Werke zeigen Architekturmotive und Figuren mit kristallinen Formen und innerer Strahlkraft.
- Wassily Kandinsky war Mitbegründer der Künstlergruppe Der Blaue Reiter und einer der ersten, die sich von der gegenständlichen Malerei lösten. Seine Werke verbinden Farbe mit spirituellem Ausdruck.
- Paul Klee kombinierte feine Linien, spielerische Formen und eine poetische Bildsprache. Als Teil des Blauen Reiters brachte er Musik, Märchen und Fantasie in die expressionistische Malerei ein.
- Georges Rouault Gemälde zeigen dunkle Farbigkeit, konturenstarke Figuren und eine Nähe zur religiösen Symbolik. Sein Werk verbindet Expressionismus mit Einflüssen der französischen Moderne.
- Karl Schmidt-Rottluff setzte als Mitbegründer der Künstlergruppe Brücke auf vereinfachte Formen, kräftige Farben und eine rohe Ausdruckskraft in Malerei und Holzschnitt.
- Ernst Ludwig Kirchner gilt als zentrale Figur der Brücke. Seine Werke zeigen Akte, Straßenszenen und Großstadtleben in expressiver Farbigkeit und spannungsvoller Linienführung.
- Erich Heckel war ebenso Teil der Brücke. Seine expressionistische Malweise entwickelte sich über Holzschnitte, Gemälde und Aquarelle, oft mit melancholischen oder sozialen Motiven.
- Alexej von Jawlensky verband leuchtende Farben mit ikonengleichen Gesichtern. Seine Porträts wurden zu abstrahierten Farbflächen, die dem Ausdruck der Seele gewidmet waren.
- Oskar Kokoschkas expressive Porträts und Stadtlandschaften zeichnen sich durch unruhige Linien und emotionale Überladung aus. Seine Kunst war geprägt von psychischer Intensität.
- Max Beckmann entwickelte einen eigenwilligen Stil mit düsterer Symbolik und sozialkritischen Themen. Seine Werke reflektieren die Brüche der Zeit und lassen sich nur teilweise dem Expressionismus zuordnen.
- Gabriele Münter war prägend für den Blauen Reiter. Ihre Malerei zeigt klare Formen, farbintensive Landschaften und Porträts – oft mit expressiver Vereinfachung und innerer Leuchtkraft.
- Emil Nolde arbeitete mit starkem Farbauftrag, biblischen Szenen, Figuren und norddeutscher Landschaft. Seine Gemälde und Holzschnitte gehören zu den ausdrucksstärksten der Bewegung.
- August Macke verband den Fauvismus mit dem Expressionismus. Seine Werke zeigen harmonische Farbflächen und ein positives Weltbild – oft mit Alltagsszenen oder Modebildern.
- Franz Marc malte Tiere als seelische Wesen in symbolischer Farbigkeit. Als Mitbegründer des Blauen Reiters suchte er nach einer spirituellen Erneuerung der Kunst.
- Käthe Kollwitz setzte sich in Zeichnungen und Holzschnitten mit Leid, Armut und gesellschaftlicher Ungerechtigkeit auseinander. Ihre Werke sind ausdrucksstark und von hoher emotionaler Tiefe.
- Egon Schieles Arbeiten zeigen entblößte Körper in verstörender Direktheit. Seine Aktzeichnungen und Gemälde gehören zu den radikalsten Werken innerhalb der expressionistischen Epoche.