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Alexander Archipenko

Alexander Archipenko veränderte die moderne Bildhauerei grundlegend. Der in Kiew geborene Künstler, der am 30. Mai 1887 zur Welt kam, übertrug als einer der Ersten die Prinzipien des Kubismus auf die Skulptur. Während seine frühen Werke noch organische Formen aufwiesen, begann er bereits 1910, Hohlräume als eigenständiges Gestaltungselement zu nutzen. Seine Skulpturen spielten mit Licht und Schatten, indem sie konvexe und konkave Formen miteinander verschmolzen. In seinem Schaffen vereinte er Einflüsse aus der ukrainischen Antike, der altägyptischen und präkolumbianischen Kunst sowie dem westlichen Modernismus. Neben seiner künstlerischen Arbeit widmete er sich der Lehre und gründete Kunstschulen in Paris, Berlin und den USA.

Wichtige Werke und Ausstellungen

  1. Die Boxkämpfer (The Boxers, 1914) – Art Institute of Chicago, Chicago
  2. Frau mit Fächer (Woman with a Fan, 1914) – Museum of Modern Art, New York
  3. Geherin (Walking Woman, 1912) – Solomon R. Guggenheim Museum, New York
  4. Pierrot-Karussell (Pierrot-Carrousel, 1913) – Solomon R. Guggenheim Museum, New York
  5. Familienleben (Family Life, 1912) – zerstört, ehemals im Salon d’Automne, Paris
  6. Médano II (Médano II, 1914) – Solomon R. Guggenheim Museum, New York
  7. Frau am Bade (Woman at Her Toilette, 1915) – National Gallery of Art, Washington, D.C.
  8. Kopf einer Frau (Head of a Woman, 1915) – Metropolitan Museum of Art, New York
  9. König Salomo (King Solomon, 1964) – University of Pennsylvania, Philadelphia
  10. Königin von Saba (Queen of Sheba, 1961) – Lynden Sculpture Garden, Milwaukee

Künstlerische Entwicklung

Frühe Karriere und Ausbildung

Seine künstlerische Laufbahn begann Archipenko 1902 an der Kunstschule in Kiew. Dort studierte er sowohl Malerei als auch Bildhauerei, wurde jedoch 1905 aufgrund seines Widerstands gegen traditionelle Lehrmethoden verwiesen. Diese Rebellion gegen konservative Lehransätze begleitete ihn sein ganzes Leben. In Moskau setzte er seine Ausbildung fort und erhielt dort erstmals die Gelegenheit, eigene Werke in Gruppenausstellungen zu präsentieren. Neben den westlichen Einflüssen prägten ihn auch historische ukrainische Kunstwerke. Besonders die sogenannten „Babas“ – steinerne Frauengestalten aus der Skythenzeit – und Artefakte der neolithischen Trypillia-Kultur faszinierten ihn und beeinflussten seine spätere Formensprache.

Wichtige Stationen und Werke

Ankunft in Paris und frühe Anerkennung

1908 verließ Archipenko Russland und zog nach Paris. Kurzzeitig studierte er an der École des Beaux-Arts, verließ sie jedoch bald wieder, da er die dortige Kunstauffassung als zu konservativ empfand. Stattdessen suchte er Anschluss an die Avantgarde-Szene der Stadt und fand ein kreatives Umfeld in der Künstlerkolonie La Ruche. Dort traf er auf zentrale Figuren des Kubismus wie Pablo Picasso, Georges Braque und Fernand Léger. Bereits 1910 stellte er im Salon des Indépendants und im Salon d’Automne aus – ein früher Beleg für seine Anerkennung in der Pariser Kunstwelt.

Kubistische Skulptur und experimentelle Techniken

1912 gründete Archipenko seine erste Kunstschule in Paris und vermittelte dort seine Prinzipien einer plastischen Sprache jenseits akademischer Normen. In dieser Phase entwickelte er die sogenannte Sculpto-Peinture, eine Verbindung von Skulptur und Malerei, bei der er mit Materialien wie Glas, Metall und Pappe experimentierte. 1914 zog er nach Berlin, wo der Kontakt zur Dada-Bewegung und zum Bauhaus seine konzeptuelle Arbeit weiter beeinflusste. Besonders sein Umgang mit dem „Negativraum“ – also dem bewussten Einsatz von Leere – wurde zu einem stilprägenden Merkmal.

Archipenko in den USA: Lehre, Technik und Innovation

Nach seiner Auswanderung in die USA im Jahr 1923 gründete er eine weitere Kunstschule in New York. Darüber hinaus unterrichtete er an Institutionen wie der Washington State University und dem Neuen Bauhaus in Chicago. Dort führte er seine Versuche mit Bewegung und Licht weiter und entwickelte 1924 die Archipentura – eine bewegliche Form der Malerei, für die er 1927 ein Patent erhielt.

Licht als Gestaltungsmittel in späten Arbeiten

Ab den 1940er-Jahren wandte sich Archipenko neuen Materialien zu. Besonders Plexiglas faszinierte ihn, da es ihm ermöglichte, Licht aktiv in seine Werke zu integrieren. Die daraus entstandenen, von innen beleuchteten Plastiken veränderten nicht nur seine eigene Arbeit, sondern setzten neue Impulse in der modernen Bildhauerei. Sie schufen eine räumliche Wirkung, die das Verhältnis zwischen Volumen, Licht und Transparenz völlig neu definierte.

 

Stilmerkmale

  • Hohlräume als Gestaltungselement: Durch das bewusste Einsetzen von Leerräumen schuf er eine Interaktion zwischen Masse und Raum.
  • Geometrische Reduktion: Inspiriert vom Kubismus, abstrahierte er seine Figuren auf klare Grundformen.
  • Polychromie in der Skulptur: Mit seiner Technik der Sculpto-Peinture führte er Farbe als zentrales Element in die Bildhauerei ein.
  • Materialkombinationen: Seine Werke bestanden oft aus einer Mischung von Glas, Metall, Pappe und traditionellen Materialien wie Bronze.
  • Experiment mit Bewegung: Die Archipentura veränderte die Wahrnehmung von Malerei durch Mechanik und Kinetik.

Techniken und Materialien

Archipenko nutzte eine Vielzahl von Materialien, darunter klassische wie Bronze und Marmor, aber auch innovative wie Plexiglas. Seine Technik beruhte darauf, verschiedene Strukturen miteinander zu kombinieren, um ein einzigartiges Spiel aus Licht und Schatten zu erzeugen. Besonders bemerkenswert war seine Fähigkeit, statische Skulpturen durch ihre Formen „beweglich“ erscheinen zu lassen.

Archipenkos Einfluss und Vermächtnis

Sein innovativer Stil beeinflusste zahlreiche Künstler. Besonders Henry Moore und Naum Gabo adaptierten seine Technik der Hohlraumgestaltung in der Skulptur. Auch Jean Arp und Isamu Noguchi übernahmen seine experimentelle Herangehensweise an Material und Form. Zeitgenössische Künstler wie David Smith und Richard Serra führen seine Ideen weiter, indem sie den Raum als integralen Bestandteil ihrer Werke betrachten. Archipenko selbst blieb bis zu seinem Tod 1964 aktiv. Sein Nachlass befindet sich größtenteils im Saarlandmuseum in Saarbrücken, das er als Erbe seiner Gipsmodelle bestimmte. Hier wird sein künstlerisches Erbe bewahrt und erforscht.

Alexander Archipenko: Die wichtigsten Fakten

  • Geboren am 30. Mai 1887 in Kiew.
  • Studierte von 1902 bis 1905 Malerei und Bildhauerei in Kiew.
  • Entwickelte ab 1910 den kubistischen Stil in der Bildhauerei.
  • Gründete Kunstschulen in Paris, Berlin und den USA.
  • Entwickelte die Sculpto-Peinture, eine Mischung aus Skulptur und Malerei.
  • Erhielt 1927 ein Patent für die Archipentura.
  • Experimentierte mit Licht und Plexiglas in seinen späteren Werken.

Alexander Archipenko veränderte die Bildhauerei durch die Einführung von Hohlräumen, Materialkontrasten und dynamischen Kompositionen grundlegend. Er übertrug die Prinzipien des Kubismus in den Raum und schuf mit der Archipentura sogar eine mechanisierte Form der Kunst, die Bewegung und Licht einbezog. Als Lehrer und Innovator war er nicht nur in Europa, sondern auch in den USA ein prägender Gestalter moderner Skulptur. Alexander Archipenko verstarb am 25. Februar 1964 in New York im Alter von 76 Jahren.

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