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Oskar Kokoschka

Oskar Kokoschka, geboren am 1. März 1886 in Pöchlarn, Österreich-Ungarn, war ein bedeutender Maler, Schriftsteller und Dramatiker des Expressionismus. Sein Werk zeichnete sich durch expressive Farbgebung, dynamische Pinselstriche und eine tiefgehende psychologische Darstellung aus. Als eine der prägendsten Figuren der Wiener Moderne fand er früh Anerkennung für seine unkonventionellen Porträts und expressiven Landschaften. Seine Kunst blieb jedoch umstritten und wurde in der Zeit des Nationalsozialismus als „entartet“ diffamiert. Gezwungen ins Exil, setzte Kokoschka sein Schaffen in Prag, London und später in der Schweiz fort.

Wichtige Werke und Ausstellungen

  1. Die Windsbraut (The Bride of the Wind, 1913) – Kunstmuseum Basel, Schweiz
  2. Selbstbildnis als entarteter Künstler (Self-Portrait as a Degenerate Artist, 1937) – Leopold Museum, Wien
  3. Alma Mahler (1909) – Neue Galerie, New York
  4. Ansicht von Prag (View of Prague, 1936-1937) – Nationalgalerie Prag, Tschechien
  5. Der Tempest (The Tempest, 1914) – Kunsthaus Zürich, Schweiz
  6. Mädchen mit dem blauen Hut (Girl with the Blue Hat, 1910) – Museum Ludwig, Köln
  7. Landschaft am Attersee (Landscape at Lake Attersee, 1914) – Belvedere, Wien
  8. Porträt von Adolf Loos (Portrait of Adolf Loos, 1909) – Museum of Modern Art, New York
  9. London, Blick auf den Thames (London, View over the Thames, 1926) – Tate Gallery, London
  10. Der rote Hahn (The Red Cock, 1938) – Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf

Künstlerische Entwicklung

Frühe Karriere und Ausbildung

Oskar Kokoschka wuchs in einer Familie mit begrenzten finanziellen Mitteln auf, dennoch wurde sein Talent früh erkannt. Seine Ausbildung begann an der Kunstgewerbeschule Wien, wo er von Carl Otto Czeschka gefördert wurde. Der Lehrer erkannte das Potenzial seines Schülers und unterstützte ihn gegen Widerstände innerhalb der Schule. Trotz seines jungen Alters entwickelte Kokoschka schnell eine eigenständige Ausdrucksweise, die sich stark vom damals dominierenden Jugendstil unterschied.

Bereits 1908 sorgte er mit seinen ersten Arbeiten für Aufsehen. Seine Illustrationen für die Wiener Werkstätte zeigten eine radikale Abkehr von der dekorativen, ornamental geprägten Kunst, die zu dieser Zeit in Wien populär war. Seine expressive, oft als roh empfundene Malweise rief geteilte Reaktionen hervor. Während der Schriftsteller Herwarth Walden in ihm eine bedeutende Stimme des Expressionismus erkannte, wurde er von konservativen Kritikern scharf abgelehnt.

Wichtige Stationen und Werke

In Berlin fand Kokoschka Anschluss an die Avantgarde. Herwarth Walden, Herausgeber der Zeitschrift Der Sturm, gab ihm eine Plattform für seine Werke. 1910 wurde sein Drama Mörder, Hoffnung der Frauen aufgeführt, eine radikale, emotionsgeladene Inszenierung, die einen Theaterskandal auslöste. Die Kritiker waren entsetzt, doch das Werk festigte seinen Ruf als kompromisslosen Künstler.

Die Beziehung zu Alma Mahler, die 1912 begann, war eine der intensivsten und zugleich schmerzhaftesten Episoden in seinem Leben. Die Liaison beeinflusste sein Werk nachhaltig. Die Windsbraut entstand in dieser Zeit als Sinnbild ihrer leidenschaftlichen, aber unausgeglichenen Verbindung. Nach der Trennung im Jahr 1915 blieb die Künstlerin als Thema präsent – er schuf sogar eine lebensgroße Puppe nach ihrem Vorbild, die ihn jedoch bald enttäuschte und von ihm zerstört wurde.

Seine Kriegsverletzung im Ersten Weltkrieg, bei der er einen Kopfschuss erlitt, veränderte sein Leben nachhaltig. Nach seiner Genesung wirkte er als Kriegsmaler an der Isonzofront, wo er das Grauen des Krieges in bedrückenden Bildern einfing. Die Erfahrungen prägten seinen Stil, seine Farbpalette wurde noch expressiver, seine Kompositionen dramatischer.

Nach dem Krieg erhielt er eine Professur an der Kunstakademie Dresden, eine Phase, die ihm größere künstlerische Freiheit ermöglichte. Hier entstanden bedeutende Werke, darunter zahlreiche Stadtansichten, in denen er das Wesen urbaner Landschaften einfing.

Stilmerkmale

  • Expressive Farbgebung: Kräftige, oft kontrastreiche Farben verstärkten die emotionale Intensität seiner Werke.
  • Dynamische Pinselstriche: Schnelle, oft grobe Linien führten zu einer lebhaften Bildwirkung.
  • Psychologische Tiefe: Seine Porträts zeigten nicht nur äußere Merkmale, sondern auch innere Zustände der Dargestellten.
  • Symbolische Elemente: Kokoschka setzte oft versteckte Symbole ein, um tiefere Bedeutungen in seine Werke einzubinden.

Techniken und Materialien

Seine Haupttechnik war die Ölmalerei, die er mit starkem, oft pastosem Farbauftrag einsetzte. Die Verwendung von Lithografien und Zeichnungen spielte eine wichtige Rolle in seinem Schaffen, insbesondere in seinen Buchillustrationen und grafischen Zyklen.

Kokoschkas Einfluss und Vermächtnis

Kokoschka beeinflusste zahlreiche Künstler seiner Zeit und nachfolgender Generationen. Besonders stark prägte er den deutschen Expressionismus sowie die Nachkriegskunst. Seine Arbeiten beeinflussten bedeutende Künstler wie Francis Bacon, Lucian Freud und Georg Baselitz. Auch Egon Schiele, mit dem er oft verglichen wurde, nahm sich Aspekte seiner expressiven Malweise zum Vorbild. Nach seinem Tod wurde der Oskar-Kokoschka-Preis ins Leben gerufen, eine der höchsten Auszeichnungen für bildende Kunst in Österreich.

Oskar Kokoschka: Die wichtigsten Fakten

  • Studierte an der Kunstgewerbeschule Wien.
  • Malte radikale, expressive Porträts und Landschaften.
  • War mit Alma Mahler in einer intensiven Beziehung.
  • Verwundet im Ersten Weltkrieg, später Kriegsmaler.
  • 1937 als „entarteter Künstler“ diffamiert.
  • Emigrierte 1938 nach London, später in die Schweiz.

Oskar Kokoschka war ein Künstler, der kompromisslos dem Ausdruck folgte – jenseits des Gefälligen, immer nah am existenziellen Kern des Menschlichen. Seine Porträts bohren sich unter die Haut, seine Landschaften flackern vor innerer Bewegung. Er malte nicht das Sichtbare, sondern das Spürbare – mit jedem Strich ein Aufbegehren gegen Erstarrung und Konvention. Kokoschkas Werk zeugt von Leidenschaft, Verletzlichkeit und geistiger Unabhängigkeit. Er blieb zeitlebens ein Suchender, ein Wanderer zwischen Orten, Sprachen und Stilen. Oskar Kokoschka starb am 22. Februar 1980 in Montreux, Schweiz, im Alter von 93 Jahren.

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