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Henri Manguin

Henri Charles Manguin, geboren am 23. März 1874 in Paris, war ein französischer Maler, der zu den bedeutenden Vertretern des Fauvismus zählte. Seine Kunst ist geprägt von leuchtenden Farben, dynamischen Pinselstrichen und einer unverkennbaren Liebe zur mediterranen Landschaft. Während seiner Ausbildung an der École des Beaux-Arts wurde er stark von seinem Lehrer Gustave Moreau beeinflusst, der ihn ermutigte, eine eigene künstlerische Handschrift zu entwickeln. Enge Freundschaften verbanden ihn mit Henri Matisse und Albert Marquet, die ebenso wie er zu den Fauves zählten. Besonders durch seine farbintensiven Gemälde mit Motiven aus Saint-Tropez erlangte er internationale Anerkennung. Neben seinen Landschaftsbildern schuf er zahlreiche Porträts seiner Frau Jeanne, die oft als Muse in seinen Werken erscheint.

wichtige Werke und Ausstellungen

  1. La Sieste (1905) – Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid
  2. Baigneuse (Woman Bather) (1906) – Pushkin Museum, Moskau
  3. Le Rocher (La Naïade, Cavalière) (1906) – Privatsammlung
  4. La Baigneuse (1906) – Musée de Grenoble, Grenoble
  5. Above the Oustalet (View over Grimand) (1920) – Privatsammlung
  6. La Maison de Signac, „Les Cigales“, Saint-Tropez – Privatsammlung
  7. Femme s’essuyant, Anita Champagne – Privatsammlung
  8. Saint Tropez vu de „La Moune“ – Privatsammlung
  9. La Goélette à la Trinité – Privatsammlung
  10. Grenades et arbouses – Privatsammlung

Künstlerische Entwicklung

Frühe Karriere und Ausbildung

Manguin zeigte schon früh eine Begeisterung für Kunst, sodass er im Alter von 15 Jahren seine Schulausbildung abbrach, um sich ganz der Malerei zu widmen. 1894 wurde er in das Atelier von Gustave Moreau aufgenommen, einem Maler, der bekannt für seine symbolistischen Werke war. Dort studierte er zusammen mit Henri Matisse und Albert Marquet, mit denen ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Neben dem akademischen Studium zog es ihn immer wieder in den Louvre, wo er Kopien von Renaissance-Meisterwerken anfertigte. Dies half ihm, ein Verständnis für Komposition und Farbgestaltung zu entwickeln.

Der Wendepunkt kam 1901, als er die Retrospektiven zu Paul Cézanne und Vincent van Gogh besuchte. Besonders Cézannes analytischer Umgang mit Formen und van Goghs expressive Farbgebung hinterließen nachhaltigen Eindruck auf ihn. Diese Einflüsse führten dazu, dass Manguin begann, mit reinen Farben zu experimentieren und seinen Pinselstrich dynamischer zu gestalten.

Wichtige Stationen und Werke

1902 nahm Manguin erstmals am Salon des Indépendants teil, einer Ausstellung, die jungen Künstlern eine Plattform bot. Seine Bilder, in denen sich bereits eine verstärkte Hinwendung zur intensiven Farbgebung abzeichnete, erregten Aufmerksamkeit.

Ein Schüsselmoment in seiner Karriere war das Jahr 1905. Gemeinsam mit anderen jungen Malern stellte er im berühmten Saal VII des Salon d’Automne aus. Die ausgestellten Werke fielen durch ihre ungehemmte Farbigkeit auf und veranlassten den Kunstkritiker Louis Vauxcelles zu der berühmten Bemerkung „Donatello chez les fauves“ („Donatello unter wilden Bestien“), womit der Begriff Fauvismus geboren war.

1906 kaufte der bekannte Kunsthändler Ambroise Vollard eine bedeutende Anzahl seiner Werke, insgesamt 142 Gemälde sowie zahlreiche Zeichnungen und Pastelle. Dies gab Manguin finanzielle Sicherheit und ermöglichte es ihm, sich noch intensiver seiner Kunst zu widmen.

Seine Faszination für das südliche Licht brachte ihn 1904 nach Saint-Tropez, eine Region, die fortan eine zentrale Rolle in seinem Werk spielte. Viele seiner Landschaftsbilder zeigen die küstennahen Szenerien mit leuchtenden Farben, die das warme mediterrane Klima widerspiegeln. Auch in der Bretagne und der Normandie suchte er gemeinsam mit seinem Freund Albert Marquet nach neuen Inspirationen.

Während des Ersten Weltkriegs zog Manguin mit seiner Familie in die Schweiz, wo er in Lausanne lebte. Dort widmete ihm die Galerie Vallotton 1918 eine Einzelausstellung. Nach Kriegsende kehrte er nach Paris zurück, verbrachte aber immer mehr Zeit in seiner Villa L’Oustalet in Saint-Tropez, die er 1928 kaufte.

Stilmerkmale

  • Leuchtende Farben: Manguin verwendete reine, ungemischte Farben, die er oft direkt aus der Tube auf die Leinwand auftrug.
  • Mediterrane Motive: Seine Landschaften sind von der Sonne durchflutet, oft mit Blick auf das Meer oder mit Szenen aus Saint-Tropez.
  • Dynamischer Pinselstrich: Die lebendige Oberflächenstruktur seiner Bilder verleiht ihnen eine besondere Dynamik.
  • Intime Porträts: Seine Frau Jeanne war sein häufigstes Modell, das er in verschiedenen Alltagsmomenten einfing.
  • Harmonische Kompositionen: Trotz der expressiven Farben blieb seine Bildkomposition ausgewogen.

Techniken und Materialien

Manguin bevorzugte Ölfarben auf Leinwand, da diese ihm ermöglichten, intensive Farbkontraste zu erzeugen. Neben der Ölmalerei schuf er zahlreiche Aquarelle, in denen er sich auf die Licht- und Farbwirkungen konzentrierte. Auch seine Pastelle sind bemerkenswert, da sie die weichen Farbschattierungen besonders gut zur Geltung bringen.

Manguins Einfluss und Vermächtnis

Henri Manguins Bedeutung innerhalb der Kunstgeschichte liegt in seiner Rolle als einer der Hauptvertreter des Fauvismus. Seine unerschrockene Verwendung von Farbe beeinflusste viele nachfolgende Künstler, darunter Raoul Dufy, Jean Puy und Charles Camoin. Besonders seine mediterranen Szenen fanden Anklang bei Malern wie Henri Lebasque, die ebenfalls die südfranzösische Landschaft als Inspirationsquelle nutzten.
Auch Zeitgenossen wie Pablo Picasso und Georges Braque wurden durch den Fauvismus inspiriert und übernahmen einige der Farbtechniken in ihre frühen Arbeiten. Seine Werke fanden Eingang in bedeutende Sammlungen, darunter das Musée National d’Art Moderne in Paris und die Eremitage in St. Petersburg.

Henri Manguin: Die wichtigsten Fakten

  • Geboren am 23. März 1874 in Paris.
  • Studierte unter Gustave Moreau an der École des Beaux-Arts.
  • Wurde stark von Cézanne und van Gogh beeinflusst.
  • Teilnahme am Salon d’Automne 1905.
  • Freund von Henri Matisse und Albert Marquet.
  • Hauptwohnsitz in Saint-Tropez ab 1928.
  • Verstarb am 25. September 1949 in Saint-Tropez mit 75 Jahren.

Henri Manguin gelang es, Farbe zum zentralen Ausdrucksmittel seiner Kunst zu machen, ohne dabei die Balance von Form und Komposition aus den Augen zu verlieren. Seine Bilder erzählen von Licht, Ruhe und einem tief empfundenen Lebensgefühl, das sich vor allem in seinen südlichen Landschaften widerspiegelt. Der Fauvismus war für ihn kein radikaler Bruch, sondern ein natürlicher Schritt in der Entwicklung eines persönlichen Stils, der Leichtigkeit und Intensität miteinander verband. In seiner Verbindung von Intimität und Offenheit, von Experiment und Harmonie, hinterließ er ein Werk, das bis heute leise, aber kraftvoll nachhallt. Henri Manguin starb am 25. September 1949 in Saint-Tropez.

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