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Max Ernst

Maximilian Maria Ernst wurde am 2. April 1891 in Brühl, Rheinland, geboren. Er zählte zu den prägenden Künstlern des 20. Jahrhunderts und wurde als bedeutender Vertreter des Dadaismus und des Surrealismus bekannt. Seine Werke, die sich durch experimentelle Techniken wie Frottage und Grattage auszeichneten, setzten neue Maßstäbe in der Kunst. Neben seiner Malerei schuf er Skulpturen, Collagen und literarische Werke. Die Vogelmotive, die in seinem Schaffen eine zentrale Rolle spielen, sind Ausdruck seiner tiefen Affinität zur Natur und seiner surrealistischen Weltauffassung. Im Jahr 1948 erhielt er die amerikanische, 1958 die französische Staatsbürgerschaft. Er lebte und wirkte in Europa und den USA, ehe er 1976 in Paris verstarb.

wichtige Werke und Ausstellungen

  1. Die Versuchung des Heiligen Antonius (La Tentation de Saint Antoine, 1945) – Kunstmuseum Basel, Schweiz
  2. Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen: André Breton, Paul Éluard und der Maler (La Vierge corrigeant l’Enfant Jésus devant trois témoins: André Breton, Paul Éluard et le peintre, 1926) – Museum Ludwig, Köln
  3. Der Elefant von Celebes (L’Eléphant de Célèbes, 1921) – Tate Modern, London
  4. Europa nach dem Regen II (L’Europe après la pluie II, 1940–1942) – Wadsworth Atheneum, Hartford, USA
  5. Die ganze Stadt (La Ville entière, 1935–1936) – Moderna Museet, Stockholm
  6. Die heilige Cäcilie (Sainte Cécile, 1923) – Musée National d’Art Moderne, Paris
  7. Die Einkleidung der Braut (L’Habillement de l’épousée, 1940) – Peggy Guggenheim Collection, Venedig
  8. Vögel (Les Oiseaux, 1929) – Museum of Modern Art, New York
  9. Die Nymphe Echo (La Nymphe Écho, 1936) – Private Sammlung
  10. Der Hausengel (L’Ange du Foyer, 1937) – Stedelijk Museum, Amsterdam

Künstlerische Entwicklung

Frühe Karriere und Ausbildung

Max Ernst zeigte bereits früh ein starkes Interesse an Kunst, beeinflusst durch seinen Vater Philipp Ernst, einen Taubstummenlehrer und leidenschaftlichen Laienmaler. Nach dem Abitur in Brühl begann er 1910 ein Studium der Altphilologie, Philosophie, Psychologie und Kunstgeschichte an der Universität Bonn. Dort entdeckte er sein Interesse für die Kunst der Geisteskranken, was seine spätere Auseinandersetzung mit dem Unterbewussten und Surrealismus prägte. Besonders beeindruckt war er von den Werken von Hieronymus Bosch, Pieter Bruegel und Caspar David Friedrich, deren Detailreichtum und symbolische Bildsprache ihn tief beeinflussten.

Seine ersten gemalten Landschaften aus dem Jahr 1909 zeigen bereits eine starke Orientierung an Vincent van Gogh. Durch den Kontakt mit August Macke entschloss sich Ernst 1912, den akademischen Weg zu verlassen und autodidaktisch als Maler zu arbeiten. Noch im selben Jahr nahm er an der Internationalen Kunstausstellung des Sonderbundes Westdeutscher Kunstfreunde und Künstler teil und kam mit Werken von Paul Cézanne, Pablo Picasso, Henri Matisse und Edvard Munch in Berührung.

Wichtige Stationen und Werke

1913 besuchte Max Ernst Paris und lernte dort Guillaume Apollinaire und Robert Delaunay kennen. Kurz darauf nahm er mit zwei Werken am Ersten Deutschen Herbstsalon teil. Seine Reise nach Paris und die Begegnungen mit der avantgardistischen Kunstszene beeinflussten seine Arbeit nachhaltig. Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er als Soldat diente, gründete er 1919 mit Johannes Baargeld und Hans Arp die Kölner Dada-Gruppe. Sie setzten sich provokativ mit der Kunst auseinander, organisierten Ausstellungen und veröffentlichten avantgardistische Zeitschriften. Ernst experimentierte in dieser Zeit mit Collagen und Montagen aus Druckvorlagen.

1922 zog Ernst nach Paris und wurde Teil der Surrealistengruppe um André Breton. In dieser Zeit entstand sein ikonisches Werk Der Elefant von Celebes, das die surreale Kombination von lebendig wirkenden Maschinenwesen und organischen Formen veranschaulicht. Durch seine enge Freundschaft mit Paul Éluard und Salvador Dalí entwickelte er seinen unverwechselbaren Stil weiter.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Ernst mehrmals interniert, bevor er 1941 mit Peggy Guggenheim in die USA fliehen konnte. Dort traf er auf Jackson Pollock, den er mit seiner Technik der Oszillation (Drip Painting) inspirierte. Nach dem Krieg kehrte er nach Frankreich zurück und lebte mit seiner vierten Ehefrau, Dorothea Tanning, in Seillans.

Stilmerkmale

  • Frottage: Strukturen aus Oberflächen durch Abreibung sichtbar gemacht.
  • Grattage: Abkratzen von Farbschichten zur Hervorhebung verborgener Strukturen.
  • Collage: Kombination von Alltagsmaterialien und surrealistischen Bildwelten.
  • Oszillation (Drip Painting): Tropftechnik, die später von Jackson Pollock adaptiert wurde.
  • Traumhafte Bildwelten: Szenen zwischen Wirklichkeit und Illusion, oft mit Vögeln als symbolische Wesen.
  • Décalcomanie: Technik der Farbabdrücke, die er zur Darstellung fantastischer Landschaften verwendete.

Techniken und Materialien

Max Ernst experimentierte mit ungewöhnlichen Materialien und Techniken. Neben traditionellen Ölfarben nutzte er Pigmente, Sand und industrielle Lacke. Seine Vorliebe für experimentelle Verfahren zeigte sich in der Entwicklung von Frottage, Grattage und Décalcomanie, mit denen er neue Dimensionen der Textur und Farbwirkung erschuf. Die surrealistischen Prinzipien der freien Assoziation und des Zufalls spielten in seinem Werk eine zentrale Rolle.

Ernsts Einfluss und Vermächtnis

Seine innovativen Techniken und seine experimentelle Herangehensweise inspirierten zahlreiche nachfolgende Künstler. Besonders seine Frottage- und Grattage-Techniken fanden Eingang in die Werke von Jackson Pollock, Roberto Matta, Yves Tanguy, Salvador Dalí und Richard Oelze. Der Einfluss surrealistischer Prinzipien auf den abstrakten Expressionismus ist in der amerikanischen Malerei der Nachkriegszeit deutlich sichtbar. Seine Werke prägten nicht nur Maler, sondern auch Bildhauer und experimentelle Grafiker, die seine Techniken weiterentwickelten.

Sein tiefgehendes Studium von Hieronymus Bosch, Pieter Bruegel und Caspar David Friedrich prägte seine Bildsprache maßgeblich. Insbesondere Bosch beeinflusste seine surrealistischen Darstellungen, während die melancholische Symbolik Friedrichs sich in seinen traumartigen Landschaften widerspiegelte. Auch seine frühen Werke von 1909 lassen seine Bewunderung für Vincent van Gogh erkennen, insbesondere in der expressiven Farbgebung und Pinselführung. Darüber hinaus formte sein philosophisches Interesse an Hegel, Max Stirner und Nietzsche sein künstlerisches Denken, indem es ihn zur Reflexion über Wirklichkeit und Unterbewusstsein inspirierte.

Max Ernst: Die wichtigsten Fakten

  • Geboren am 2. April 1891 in Brühl
  • Autodidakt ohne akademische Ausbildung
  • Begründer der Kölner Dada-Gruppe und Mitglied der Pariser Surrealisten
  • Entwickelte Frottage, Grattage und Décalcomanie
  • Emigrierte 1941 in die USA, kehrte 1953 nach Frankreich zurück
  • Zusammenarbeit mit André Breton, Salvador Dalí und Paul Éluard
  • Einflussreich für den abstrakten Expressionismus und experimentelle Malerei

Max Ernsts Kunst war von unermüdlicher Experimentierfreude geprägt. Seine Auseinandersetzung mit dem Unbewussten, seine surrealistischen Bildwelten und seine technischen Innovationen machten ihn zu einem der einflussreichsten Künstler seiner Zeit. Durch seine Kunst verknüpfte er Traum und Wirklichkeit auf eine Weise, die den Betrachter bis heute herausfordert. Seine Spuren finden sich in der modernen Kunst ebenso wie in der Popkultur. Er starb am 1. April 1976 in Paris im Alter von 84 Jahren.

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