Search
Close this search box.
Search
Close this search box.

Yves Tanguy

Yves Tanguy, geboren am 5. Januar 1900 in Paris, war ein französischer Maler des Surrealismus. Seine Werke zeichnen sich durch traumähnliche Landschaften und abstrakte Formen aus, die sich einer eindeutigen Interpretation entziehen. Er war Autodidakt und entwickelte ohne formale künstlerische Ausbildung einen unverwechselbaren Stil. Inspiriert wurde er durch einen prägenden Besuch einer Ausstellung von Giorgio de Chirico im Jahr 1923. Seine Bildwelten sind oft geheimnisvoll, voller rätselhafter Objekte und weitläufiger Horizonte. Als Mitglied der surrealistischen Bewegung um André Breton blieb er zwar im Schatten seiner bekannteren Kollegen wie Salvador Dalí oder Max Ernst, dennoch hinterließ er ein einflussreiches Werk. Nach seiner Emigration in die USA im Jahr 1939 wurde er zu einer prägenden Figur der amerikanischen Surrealisten. Sein einzigartiger Stil beeinflusste zahlreiche Künstler, insbesondere in der Nachkriegszeit.

wichtige Werke und Ausstellungen

  1. Schattenland (Shadow Country, 1927) – Detroit Institute of Arts, Detroit
  2. Er machte, was er wollte (He Did What He Wanted, 1927) – Sammlung Richard S. Zeisler, New York
  3. Der dunkle Garten (The Dark Garden, 1928) – Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
  4. Die Sonne in ihrem Schmuckkästchen (The Sun in Its Jewel Case, 1937) – Solomon R. Guggenheim Museum, New York
  5. Unendliche Teilbarkeit (The Infinite Divisibility, 1942) – Buffalo AKG Art Museum, Buffalo
  6. Mama, Papa ist verwundet! (Mama, Papa is Wounded!, 1927) – Museum of Modern Art, New York
  7. Die Unbesiegbaren (The Invisibles, 1951) – Tate Modern, London
  8. Die Jagd am Himmel (The Hunted Sky, 1951) – Menil Collection, Houston
  9. Das Morgengrauen (This Morning, 1951) – Sammlung Nesuhi Ertegun
  10. Imaginäre Zahlen (Imaginary Numbers, 1954) – Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid

Künstlerische Entwicklung

Frühe Karriere und Ausbildung

Yves Tanguy wuchs in Paris auf und verbrachte seine Jugend in einem bürgerlichen Umfeld. Während seiner Schulzeit freundete er sich mit Pierre Matisse, dem Sohn von Henri Matisse, an. Diese Verbindung sollte später eine bedeutende Rolle in seiner Karriere spielen, denn Pierre Matisse wurde einer seiner wichtigsten Sammler. Nach seinem Schulabschluss trat er in die französische Handelsmarine ein und bereiste Afrika, Südamerika und England. Diese Erfahrungen prägten seine Vorstellungskraft und lieferten ihm Inspiration für seine surreale Bildsprache.

Obwohl er nie eine klassische Kunstausbildung absolvierte, entdeckte er seine Leidenschaft für die Malerei im Jahr 1923, als er Werke von Giorgio de Chirico in einer Pariser Galerie sah. Beeindruckt von der metaphysischen Atmosphäre dieser Bilder entschied er sich, selbst Maler zu werden. Seine ersten Arbeiten waren stark vom Dadaismus beeinflusst. Er begann mit Zeichnungen und Aquarellen, in denen sich Einflüsse des Expressionismus, Kubismus und der Neuen Sachlichkeit zeigten. Ab 1925 wandte er sich vollständig dem Surrealismus zu.

Wichtige Stationen und Werke

In den 1920er Jahren schloss sich Tanguy der surrealistischen Bewegung um André Breton an und fand in dieser Gruppe eine künstlerische Heimat. Er knüpfte enge Kontakte zu bedeutenden Surrealisten wie Louis Aragon, André Masson, Rene Magritte, Salvador Dalí und Max Ernst. Obwohl er sich mit diesen Künstlern austauschte, entwickelte er seinen ganz eigenen Stil, der sich durch weite, oft leere Landschaften und geheimnisvolle, schwebende Formen auszeichnete.

Ein bedeutender Meilenstein war seine Beteiligung an der „Exposition Internationale du Surréalisme“ im Jahr 1938 in der Pariser Galerie Beaux-Arts. Diese Ausstellung, die von André Breton und Paul Éluard organisiert wurde, brachte ihn einem breiten Publikum näher und festigte seinen Ruf als Surrealist.

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs emigrierte Tanguy 1939 in die USA. 1940 heiratete er die surrealistische Malerin Kay Sage, die nicht nur seine Partnerin, sondern auch eine wichtige Förderin wurde. In den USA stellte er in Peggy Guggenheims einflussreicher Galerie „Art of This Century“ aus und war an zahlreichen Gruppenausstellungen beteiligt.

Stilmerkmale

  • Traumhafte Landschaften: Seine Bildwelten wirken oft wie Visionen aus einer anderen Dimension.
  • Organische Formen: Seine Objekte erinnern an Korallen, Fossilien oder außerirdische Strukturen.
  • Subtile Farbübergänge: Häufig verwendete er sanfte, ineinanderfließende Farbtöne.
  • Detailreiche Texturen: Die Präzision seiner Maltechnik verleiht den Bildern eine fast greifbare Qualität.
  • Vieldeutige Titel: Viele seiner Werktitel sind inspiriert von psychologischen und literarischen Texten.

Techniken und Materialien

Tanguy arbeitete hauptsächlich mit Ölfarben auf Leinwand. Seine Technik zeichnete sich durch extrem feine Pinselstriche und eine kontrollierte Lasurtechnik aus, die es ihm ermöglichte, transparente Effekte und weiche Farbabstufungen zu erzielen. Durch die Verwendung von surrealistischen Automatismen gelang es ihm, spontane Formen zu erschaffen, die sich oft zu fantastischen Landschaften verdichteten.

Tanguys Einfluss und Vermächtnis

Yves Tanguys Werk beeinflusste zahlreiche Künstler der Nachkriegszeit, darunter Roberto Matta, Wolfgang Paalen und Esteban Francés, die seine traumhaften Bildwelten weiterentwickelten. Besonders Matta, der als Bindeglied zwischen Surrealismus und abstraktem Expressionismus gilt, übernahm Tanguys Art der fließenden, amorphen Formen. Auch in der US-amerikanischen Kunstszene hinterließ er Spuren, indem er auf Maler wie Jackson Pollock und Mark Rothko inspirierend wirkte, die seine Technik der surrealen Abstraktion in ihre eigene künstlerische Praxis integrierten. Zudem hatte er einen indirekten Einfluss auf die Science-Fiction-Illustrationen des 20. Jahrhunderts, die seine bizarren Landschaften aufgriffen.

Sein Stil prägte auch spätere Strömungen wie die „Psychologische Abstraktion“ und Teile des abstrakten Surrealismus. Viele seiner Werke finden sich heute in bedeutenden Museen wie dem Museum of Modern Art in New York, der Tate Modern in London und dem Centre Pompidou in Paris. Seine Bildsprache war so einzigartig, dass sie auch in den Werken zeitgenössischer Künstler weiterlebt, die sich von seinen unendlichen, imaginären Landschaften inspirieren lassen.

Yves Tanguy: Die wichtigsten Fakten

  • Geboren am 5. Januar 1900 in Paris.
  • Entschied sich 1923, Maler zu werden, inspiriert durch Giorgio de Chirico.
  • Mitglied der surrealistischen Bewegung.
  • Autodidakt ohne formale Kunstausbildung.
  • Emigrierte 1939 in die USA.
  • Heiratete 1940 Kay Sage, die sein Schaffen beeinflusste.
  • War an bedeutenden surrealistischen Ausstellungen beteiligt, darunter die Exposition Internationale du Surréalisme 1938.
  • Entwickelte eine einzigartige Bildsprache mit traumhaften Landschaften und abstrakten Formen.

Tanguys Schaffen ist eine Einladung, das Unbewusste zu erkunden. Seine traumartigen Landschaften lassen den Betrachter in eine Welt eintreten, die sich zwischen Wirklichkeit und Fantasie bewegt. Seine Präzision in der Technik, die subtilen Farbübergänge und die abstrakten Formen haben eine Bildsprache geschaffen, die zu seiner Zeit einzigartig war. Durch seine Werke formte er eine neue visuelle Ausdrucksweise des Surrealismus, die nicht auf konkrete Symbole angewiesen war, sondern das Unbewusste rein ästhetisch erfahrbar machte. Diese Reduktion auf abstrakte Form und Farbharmonie inspirierte spätere Kunstbewegungen und war insbesondere für den abstrakten Expressionismus wegweisend.

Sein Erbe lebt in der surrealistischen Kunst und darüber hinaus fort, denn seine traumartigen Kompositionen haben auch Einfluss auf die moderne digitale Kunst genommen. Er starb am 15. Januar 1955 in Woodbury, Connecticut, im Alter von 55 Jahren.

Nach oben scrollen