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Alberto Giacometti

Alberto Giacometti wurde am 10. Oktober 1901 in Borgonovo, einem kleinen Dorf im Schweizer Bergell, geboren. Sein künstlerisches Talent wurde ihm praktisch in die Wiege gelegt, denn sein Vater Giovanni Giacometti war ein anerkannter postimpressionistischer Maler. In dieser kreativen Umgebung begann er bereits früh zu zeichnen und Skulpturen zu modellieren. Später wurde er einer der prägendsten Bildhauer, Maler und Zeichner des 20. Jahrhunderts. Seine frühen Werke ordnen sich stark dem Surrealismus zu, doch er entwickelte einen eigenen Zugang zur Kunst, der schließlich die existenzielle Fragilität des Menschen in den Mittelpunkt stellte. Seine Werke spiegeln die Auseinandersetzung mit dem Existentialismus wider und untersuchen die Zerbrechlichkeit und Einsamkeit des Menschen. Vor allem seine langgestreckten, filigranen Bronzefiguren wurden zum Sinnbild für die menschliche Existenz in einer sich stetig verändernden Welt.

Werke und Ausstellungen

  1. Der schreitende Mann I (L’Homme qui marche I, 1960) – Fondation Beyeler, Riehen/Basel
  2. Die Frau von Venedig VIII (Femme de Venise VIII, 1956) – Solomon R. Guggenheim Museum, New York
  3. Der Platz (La Place, 1948–1949) – Kunsthaus Zürich, Zürich
  4. Der Wagen (Le Chariot, 1950) – Museum of Modern Art, New York
  5. Porträt von Jean Genet (Portrait de Jean Genet, 1954–1955) – Fondation Alberto et Annette Giacometti, Paris
  6. Die Katze (Le Chat, 1951) – Fondation Maeght, Saint-Paul-de-Vence
  7. Die Nase (Le Nez, 1947–1949) – Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk
  8. Großer Frauenkopf (Grande tête de femme, 1960) – National Gallery of Art, Washington, D.C.
  9. Der Wald (La Forêt, 1950) – Tate Modern, London
  10. Porträt von Diego (Portrait de Diego, 1954) – Metropolitan Museum of Art, New York

Künstlerische Entwicklung

Frühe Karriere und Ausbildung

Giacometti wuchs in Stampa auf, wohin seine Familie kurz nach seiner Geburt zog. Sein Talent für das Zeichnen zeigte sich bereits in seiner Kindheit, als er erste Porträts seiner Familie und Freunde anfertigte. 1919 begann er ein Kunststudium in Genf, entschied sich jedoch bald, nach Paris zu ziehen, um bei Antoine Bourdelle an der Académie de la Grande Chaumière zu studieren. Dort kam er mit den avantgardistischen Strömungen der Zeit in Kontakt und setzte sich intensiv mit dem Kubismus und Surrealismus auseinander.

Wichtige Stationen und Werke

Bereits in den 1920er Jahren fand Giacometti Anschluss an die Pariser Kunstszene. Sein frühes Werk stand unter starkem Einfluss der surrealistischen Bewegung, was sich in Werken wie „Boule suspendue“ (Schwebende Kugel, 1931) zeigt. Er war Teil des Pariser Surrealistenkreises um André Breton und experimentierte mit Formen, die den traumartigen Charakter dieser Strömung verkörperten. Doch schon wenige Jahre später wandte er sich von der surrealistischen Bewegung ab und begann, sich verstärkt mit der Darstellung der menschlichen Figur zu beschäftigen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erreichte seine Kunst eine neue Stufe: Seine Figuren wurden zunehmend dünner und gestreckter, was seine Auseinandersetzung mit der Wahrnehmung und dem Raum widerspiegelte.

Einfluss von Jean-Paul Sartre und der Existentialismus

In den 1940er Jahren wurde Giacometti mit Jean-Paul Sartre bekannt, der seine Werke als Verkörperung des Existentialismus interpretierte. Besonders seine Skulpturen, die von einer existenziellen Einsamkeit und Verletzlichkeit zeugen, wurden von Sartre in seinem Essay „La Recherche de l’absolu“ (Die Suche nach dem Absoluten) ausführlich gewürdigt. Trotz seiner Abkehr vom Surrealismus blieb eine gewisse traumartige Qualität in seinen Werken erhalten, die seine Skulpturen wie Visionen aus einer anderen Wirklichkeit erscheinen lassen. Diese Verbindung zwischen Kunst und Philosophie verlieh Giacomettis Werk eine noch tiefere Bedeutungsebene. „In seinen Skulpturen,“ schrieb Sartre, „liegt der Mensch wie ein Schatten seiner selbst, ein Wesen im Wind der Zeit.“

Stilmerkmale

  • Elongation: Seine Figuren sind extrem gestreckt und vermitteln Fragilität.
  • Texturierte Oberflächen: Raue Oberflächen betonen die Materialität der Skulpturen.
  • Isolation: Einzelne Figuren strahlen Einsamkeit und Entfremdung aus.
  • Reduktion: Wesentliche Merkmale werden hervorgehoben, Details minimiert.
  • Bewegung: Dynamische Posen suggerieren fortwährende Bewegung.

Techniken und Materialien

Giacometti arbeitete hauptsächlich mit Gips und Bronze für seine Skulpturen. Er formte zunächst Modelle aus Ton oder Gips, die später in Bronze gegossen wurden. Seine Malerei zeichnete sich durch eine gedämpfte Farbpalette und expressive Pinselstriche aus, die die Intensität seiner Porträts unterstrichen.

Giacomettis Einfluss und Vermächtnis

Giacometti beeinflusste zahlreiche Künstler, darunter Francis Bacon, Pablo Picasso, Henry Moore, Anish Kapoor und Antony Gormley. Sein surrealistisches Erbe spiegelt sich bis heute in vielen modernen Bildhauern wider, die seine Art der Verzerrung und Fragmentierung des menschlichen Körpers weiterführen. Durch seine enge Verbindung mit Philosophen wie Sartre und Genet wurde er zu einer Schüsselfigur der intellektuellen Szene des 20. Jahrhunderts.

Alberto Giacometti: Die wichtigsten Fakten

  • War ein Schweizer Bildhauer, Maler und Grafiker der Moderne.
  • Wuchs in einer künstlerischen Familie auf und begann früh zu zeichnen.
  • Studierte in Paris unter Antoine Bourdelle und prägte die moderne Skulptur.
  • Begann als Surrealist, entwickelte jedoch bald eine eigene figurative Ausdrucksweise.
  • Entwickelte seinen einzigartigen Stil langgestreckter, fragiler Figuren.
  • Sein Werk wurde durch den Existentialismus und Philosophen wie Sartre beeinflusst.
  • Hatte großen Einfluss auf nachfolgende Künstlergenerationen.
  • Sein frühes surrealistisches Werk ist ein bedeutender Bestandteil seines Oeuvres.
  • Seine Werke sind in renommierten Museen weltweit ausgestellt.

Giacometti hinterließ ein einzigartiges künstlerisches Erbe, das die menschliche Existenz in ihrer essenziellen Form einfängt. Seine Werke erforschen die Zerbrechlichkeit des Individuums und seine Beziehung zur Welt. Wie ein leiser Schatten in Bronze gegossen, bleibt sein Werk eine zeitlose Reflexion der menschlichen Seele. Am 11. Januar 1966 verstarb er in Chur im Alter von 64 Jahren.

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